Die Humboldts sind die wahrscheinlich bekanntesten Söhne Reinickendorfs. Der eine Bruder ein Gelehrter, Schriftsteller und Staatsmann, den anderen zog es in die weite Welt. In Tegel verbrachten die beiden viele Jahre ihrer Kindheit und dort liegen sie auch begraben. Das Jagdschloss an der Adelheidallee ist zu einem Museum geworden.
Am 29. April führte es die Initiative Reinickendorf und ihre Gäste allerdings in das neueste nach den Humboldts benannte Gebäude: das Humboldt Forum im historischen Zentrum Berlins. Die Stadtführerin Katrin Pollok hatte sich eine besondere Tour überlegt. Treffpunkt Kronprinzenpalais am neuen U-Bahnhof Museumsinsel. Berlins tiefster Bahnhof allein war schon die Reise wert: 6.662 Lämpchen erhellen das tiefblaue Gewölbe einem Sternenhimmel gleich – in Anlehnung an das Bühnenbild der Uraufführung von Mozarts „Zauberflöte“ in der Staatsoper, die gleich nebendran liegt.
Oberirdisch warfen wir zuerst einen Blick von jenseits der Schlossbrücke auf den Gesamtkomplex und pirschten uns dann über die Prinzengasse und den Schinkelplatz mit immer neuen Blickwinkeln an das Humboldt Forum an. Drei Fassaden des Stadtschlosses wurden im Barockstil dem Original nachgebaut, die Ostfassade dagegen hat Franco Stella modern gestaltet.
Beim Eosanderportal gab’s ein Suchspiel: Wer findet die Rinderköpfe in den Fensterreliefs und wie viele Widderköpfe sind’s? Wer die gefunden hatte, konnte gleich im Schlüterhof weitersuchen: 499 Löwenköpfe zieren die Säulen – und eine Löwin! Heidi Hetzer hatte damals eigenhändig dem von ihr gesponserten Sandsteinrelief die Mähne abgeklopft. Dort, wie auch am Schlüterhof waren in der Fassade sogar einige Originalfragmente des „echten“ Stadtschlosses integriert. Geschichten wie diese wusste Katrin Pollok interessant zu erzählen. Ihren Stadtführungen berlinsehenswert würzt sie genau mit solchen Details.
Für die Ausstellungen nahmen wir uns an diesem Abend keine Zeit. Die Multivision zur Geschichte des Humboldt Forums gab einen kurzen Einblick … und die Möglichkeit, das Gesehene Revue passieren zu lassen und Fragen an die Stadtführerin aus Leidenschaft zu stellen: zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Platzes, zu den Nutzern und den Zwischennutzern (dem Palast der Republik).
Ethnologische Sammlung und Asiatische Kunst, aber auch Berlin Global und das Humboldt Labor lassen wir uns fürs nächste Mal. Dafür gönnten wir uns jedoch den Rundumblick von der Dachterrasse, direkt unter dem Zwiebelturm. Toller Ausblick und ein ganz besonderer Moment.